Ein Jahr „downunder“

Meine neun Monate an der Peninsula School in Melbourne waren wirklich „the best time of my life“ – obwohl es am Anfang gar nicht danach aussah. Mit meiner ersten Gastfamilie hatte ich leider ziemliche Probleme, unsere Interessen passten nicht zusammen und ich fühlte mich nie als richtiges Familienmitglied. Nach einigen Wochen habe ich es aber dank der Hilfe von Carol, meiner Koordinatorin an „The Peninsula School“, die sich sehr intensiv für mich eingesetzt hat, geschafft, die Familie zu wechseln. Und dann fing wirklich „the best time of my life“ an.

Meine allein erziehende Gastmutter Maria behandelte mich wie eine Tochter und meine 17jährige Gastschwester Chantelle war für mich genauso wie eine echte Schwester. Sie haben viel mit mir unternommen, an den Wochenenden waren wir häufig im Strandhaus (eigentlich ein Bungalow auf einem Campingplatz!) am Meer oder bei irischen Verwandten in den Bergen. Dadurch habe ich auch viel über Irland, das Heimatland meiner Gastmutter, aus dem sie vor 30 Jahren ausgewandert ist, gelernt. Zu Hause in Deutschland war ich gewohnt, jederzeit und unbegrenzt ins Internet gehen zu können. Dies war in Australien nicht so, ich konnte nur selten zu Hause online gehen. Allerdings konnte ich in der Schule ins Internet. Das hatte aber im Rückblick den Vorteil, dass ich mich weniger mit Deutschland und meinen Freunden dort, sondern mehr mit meiner australischen Familie beschäftigt habe. Da ich mir eine australische Telefonkarte für mein Handy gekauft hatte, konnte ich immerhin preisgünstige SMS schreiben und auch telefonieren.

Meine Familie wohnte sehr nahe an der Schule, so dass ich die Strecke von ungefähr 10 Minuten gut zu Fuß gehen konnte, wenn auch häufig sehr bepackt: mit einem Laptop, der an meiner Schule unbedingt nötig war, meinem Schulrucksack und an einigen Tagen in der Woche auch mit meineMeine Fächer, die ich gewählt habe, waren in der Stufe 11 zwei Mathekurse, (in der 12 dann allerdings nur noch einer), Biologie, Chemie, Englisch und Musik. Der Musikunterricht ist ganz anderes als bei uns, so besteht er nicht nur aus Theorie, sondern auch aus Praxis, 50% der Note war eine „Soloperformance“ in Cello. Dank meines Cellounterrichtes konnte ich auch im Kammerorchester der Schule mitspielen.

Das Niveau an meiner Privatschule ist sehr hoch. Das war zwar am Anfang für mich ein wenig schwierig weil einem zum Beispiel im Chemieunterricht die chemischen Fachbegriffe fehlten. Jetzt , wieder zurück in Deutschland, habe ich aber festgestellt, dass ich keine Lücken in den Fächern die ich in Australien belegte  habe,  und in manchen Fächern sogar mehr gelernt habe, als es hier in der Stufe 11 der Fall gewesen wäre. Die englische Sprache ist mir so vertraut, dass ich Filme mittlerweile am liebsten  auf Englisch schaue!

Natürlich gab es an meiner Schule auch eine gewöhnungsbedürftige Schuluniform, an die ich mich aber so sehr gewöhnt habe, dass ich mir wünschen würde, in Deutschland gäbe es so was auch! Der letzte Tag an der Schule war ziemlich traurig obwohl wir in der allerletzten Stunde  Ostereier im Chemielabor gesucht. In dieser Chemiestunde entstanden auch die  Fotos von mir und meinen Freunden in Schuluniform.

Da ich während meines Aufenthaltes noch minderjährig war, konnte ich nicht alleine durch das Land reisen, aber in den Weihnachtsferien haben meine Eltern und mein Bruder mich besucht und wir haben nicht nur die schönsten Plätze in Victoria wie z.B. die Great Ocean Road besucht, sondern waren sogar zum Silvester Feuerwerk in Sydney.

Viel zu schnell ging dann meine Zeit in Australien zu Ende, meine Schuluniform und alles was ich an tollen australischen Klamotten gekauft hatte, passte gar nicht in meine Koffer, so dass ich drei Pakete nach Hause schicken musste! Genauso wie ich in Australien am Anfang meine Freunde und Familie vermisst habe, vermisse ich jetzt meine australische Familie und Freunde. Ganz besonders vermisse ich Chantelle, meine Gastschwester und Carol, meine Koordinatorin. Ich fühle mich „aussie homesick“. Aber zum Glück kann ich häufig mit ihnen über das Internet schreiben… und ich plane schon jetzt meine nächste Reise nach Australien.

Lisa Göbel, Stufe 12 (Auslandaufenthalt 2007/2008)m Cello. Übrigens, obwohl wir im Unterricht immer mit dem Laptop und dem Internet arbeiteten, waren viele Internetseiten geblockt, so z.B. auch so beliebte Seiten wie SchülerVZ und ähnliche.